Angelique Kidjo

Angelique Kidjo

Seit dreißig Jahren ist diese Dame im Musikgeschäft, war bei den Grammys dabei und sie bleibt doch Hoffnungsträgerin für 2020. Weil sie nicht permanent auf Englisch singt und deshalb nicht Mainstream sein kann? Weil ihr Afropop nicht basslastig genug ist, um aus allen Lautsprecherboxen der PKW der westlichen Welt zu dröhnen? Kann sie nicht einfach mal „Yeke Yeke“ covern?

Nun, Kidjo hat stattdessen „Remain in Light“ gecovert, das ganze Album von den Talking Heads, und wie ich weiß nicht nur mein Lieblingsalbum der Band – neben „Speaking in Tongues“ natürlich. Ich wünsche ihr also ein Jahr des Erfolges, nachdem sie mit Mainstream- und Kenner-kompatiblen „moves“ auch einiges an künstlerischem Risiko eingegangen ist. Ich erinnere mich an: George Clinton – irgendwann aufgefressen von allzu sauberen Sounds. Prince, Money Love, Missy Elliott. Aber all das waren klar auf den US-Mainstream abzielende englischsprachige Musiker beziehungsweise Popstars, die keine „zweite Kultur“ in der Tasche hatten. Jede Veröffentlichung wollte auf den Pop-Thron. Angelique Kidjo muss da nicht hin. Umso spannender, was sie als nächstes herausbringt.

Aber blicken wir noch kurz zurück auf „Born Under Punches“ und freuen uns, wie hier Schwarz-Weiß rückvereinnahmt, andere Akzente setzt und mitten in New York eine Afro-Bombe platzen lässt, die die Whities dort wirklich jenseits von unfunky aussehen lässt. Selbst die, die sich inzwischen nach Washington abgesetzt haben.

Die Vorstellung, dass Techno mit ein bisschen Afro-Einflüssen oder House oder R’n’B irgendwie Afrikanisches wegrationalisieren könnte, erscheint nach einer solchen Demonstration von Kultur und Pop-Kompatibilität absurd. Nicht alles wird Einheitsbrei einer technoiden Monokultur West. Freuen wir uns also auf jede weitere Veröffentlichung aus dem „World“ und „Ethno“ Bereich, die uns nicht zu sehr gefallen will.