Juniore
Garage trifft Frankreich, Bubblegum-Pop trifft Rock’n‘Roll. Sehr klug ausgetüftelt, aber gleichzeitig unfassbar frisch kommt Juniore nun schon seit einiger Zeit daher, und durfte in Deutschland bei der letzten Tour der Dandy Warhols den Support geben. So etwas führt leider oft zu dem, was hierzulande dann Kult-Status genannt wird: Nicht so leicht einsortierbar, im Zweifel zu schnell als „schräg“ abgehakt. Das ist schrecklich, kann aber diesem hervorragend gemachten, minimalen Konzept mit zwei, drei Gimmicks wahrscheinlich nichts anhaben. Denn Juniore rocken das wahrscheinlich auf ihre lässige Art eher charmant weg, als sich von ihrem Weg abbringen zu lassen.
Charakter hilft im Showgeschäft nicht in dem Sinne, dass er größtmöglichen Erfolg garantiert, sondern er schützt vor allzu frühem Verflachen der eigenen Originalität. Dies unterstreichen Juniore mit kleinen Gesten vom Instrumentenwechsel und Kostümierung auf der Bühne und in tollen Videos wie dem zu „Panique“, einem offensichtlichen Hit. Ein wenig kann man sich schon fragen, warum das nicht in Frankreich in den Top-Ten war – und warum es eigentlich nicht so etwas wie europäische Indie-Charts gibt. Mir schwebt da schon ein Konzept vor: Immer die höchsten Neueinsteiger aus allen Ländern der EU präsentieren und dann die Top 3 in jedem Land eher schnell einblenden. Bekomme ich nun eine Fernsehshow von Brüssel?
Zurück zu Juniore: Das Album war fast etwas lang und ich zumindest habe noch gut daran zu hören. Wie wäre es also mit einem Minialbum oder einer EP so im Herbst 2020? Wer sich so reingeworfen hat wie diese Band in letzter Zeit, muss auf keinen Fall direkt nach dem ständigen Touren wieder ins Studio. Lasst die Leute ruhig ein bisschen zappeln und euch ein wenig Luft zum Atmen, liebe Band. Dann haben wir noch lange etwas voneinander.