S.C.A.B.
Die Musik von S.C.A.B. möchte der Autor dieser Zeilen hier einmal ein wenig sezieren: Wieso sind die ein Hoffnungsträger für 2020? Nur weil die bald auf einem Label veröffentlichen, das den Autor sowieso anspricht? Weil er deren YouTube Channel abonniert hat und das gerade frisch aufgetaucht ist? Oder liegt es an Codierungen in Name, Erscheinungsbild und Sound? Da übergehen wir doch einmal den punky Bandnamen und die ähnlich gearteten Fotos zu den Videos – sollen das Cover sein? – und hören rein bei „Patterns“, wo wir leicht atonale Gitarren vernehmen, ein schleppendes Schlagzeug, eine leicht croonende Stimme und dann immer so unverhoffte Melodie-Schnipsel. Erinnert das an Television? Girls Against Boys? Eine poppigere Version von Birthday Party in Richtung Crime & The City Solution? Klingt der Abschlussakkord nicht ein wenig britisch, so dass man auch an Membranes oder so eine Band denken kann?
Tja, so geht eine Live-Kritik, liebe Lesende. Gehen wir zu „Chartreuse“, dem anderen Teaser für das im Januar erscheinende Album. Hören wir vielleicht sogar wieder ein bisschen etwas zwischen Siouxsie-Harmonien und Echo & The Bunnymen. Was ist eigentlich aus The Strokes geworden? Die waren doch wirklich gut, viel besser als The Libertines zum Beispiel.
Geht es dem Sänger nicht ein wenig zu gut, ab und zu in dem zweiten Song? Das klingt ja fast wie Jarvis Cocker an manchen Stellen! Wollen wir das auf Albumlänge hören? Oder nehmen wir es lieber als eine Art Lifestyle Produkt, also nicht einmal so halbernst wie Interpol? Tja, das ist ja das Schöne an Erstveröffentlichungen: Meist bemühen sich Band und Label schon vorab, ein bisschen etwas Typisches auf die Welt loszulassen. Aber man gibt gewiss nicht gleich alles her, sondern hat bestimmt noch die eine oder andere Überraschung auf Lager.
S.C.A.B. klingen also wie eine Band, die durchaus neugierig auf mehr macht. Aber wie oft wird man diese Songs hören wollen? Wie viele Leute haben damals ihre Nirvana CDs und Sex Pistols Platten wirklich durchgehört? Waren das nicht auch irgendwie Aussagen, in denen man es sich dann bequem gemacht hat? Also: Nicht zu streng sein bitte, auch nicht bei wilden Vergleichen mit Bands, die früher einmal eine Bedeutung hatten. Das gute Recht eines jeden Hoffnungsträgers, gerade für so ein verflixtes Jahr wie 2020, besteht darin, erst einmal Präsenz herzustellen. Das gelingt S.C.A.B., finde ich, auf eine gute Art zwischen lässig, stilvoll und kantig.