Jaded Juice Riders
Hier hat ein Mann zwei anscheinend gleich wichtige Projekte und bringt derzeit eher Musik des anderen, von Castlebeat, unter die Leute. Beide sind eher Super-8 Semi-Psychedelic LoFi Teenage Angst Bubblegum Schrammel-Pop Perlen, aber Jaded Juice Riders ist klar die überdrehtere Variante, bei der man sich schon fragt, ob man es nun mit einem 17-jährigen Genie oder einem jung gebliebenen Superfreak zu tun hat.
Für das Hinreißende und Entwaffnende an Jaded Juice Riders ist sicherlich „Ready To Go“ ein gutes Beispiel. Das utopische Versprechen von College Pop, das dann über Weezer und eine Jugend zwischen Prom Night Horror und Trump/Zuckerburg-Attitüden ganz, ganz weit weg von Sonnen umstrahlter Aufbruchsstimmung geführt hatte, ist hier plötzlich wie ein Phönix aus der Asche, noch zerzaust und verknautscht von Grunge und Industrial Rock, aber mit aller Unbekümmertheit der späten Geburt derartig unverhofft wunderbar wiederhergestellt, dass man als erste Reaktion das Küken in den Arm nehmen möchte und es vor der Welt verstecken.
Das aber würde auch das erstaunliche Label Spirit Goth wahrscheinlich gar nicht wollen und das zurecht. Denn mehr Sonnenschein und ehrliche Verzweiflung bei offensivem Optimismus braucht die Welt. Also wollen wir die Jaded Juice Riders loben und preisen, auf dass die wahrhaftigen Herzen unsere Stimmen als lautere erkennen.
Oben genanntes Stück ist von „Bowl Cut“, und das Cover allein setzt Maßstäbe an subkultureller Codierung. Ansonsten ist Jaded Juice Riders ziemlich exakt so, wie manche meiner Musiker-Freunde aus Deutschland gerne ab und zu einmal sind: Irgendwo zwischen The Clean und einem nicht durch einen Psychiater zugerichteten Brian Wilson auf wirklich guten Drogen. Ich selbst kann gar nicht fassen, wie so viele unglaubliche, schnelle LoFi Perlen überhaupt von weniger als 20 Leuten in ihren jeweiligen ganzen Leben eingespielt worden sein können. Was mich ein wenig beunruhigt, ist, dass das dritte Album mir doppelt so gut gefällt wie das zweite und das zweite ebenso gegenüber dem ersten, wenn nicht mehr. Kommt da jetzt womöglich noch ein viertes – und wie gut fände ich das dann bitte? Nun, vielleicht nimmt deshalb jetzt Castlebeat in der ersten Reihe Platz, denn die Fans sollen sich auch erst einmal etwas zurücklehnen und entspannen.
Also gut: Der Schreiber beruhigt sich, auch wenn die Musik auf ihn euphorisierend wirkt. Denn die Menschen wollen überzeugt werden. Womöglich durch biografische Details aus dem Leben der Künstler. Fakten, potentiell auch Zahlen und Statistiken dazu, wie wahrscheinlich es ist, dass mehr als 30 Leute diese Musik überhaupt gut finden. Man will ja keine Marotten haben, sondern coole Musik hören. Nun, bitte einfach bei Spirit Goth nachschauen. Die machen die Image Politik.